Kräuterweihe – Kriutwigge
Das Krautbund soll hinweisen auf die Schönheit und Heilkraft der Natur – auf die Nähe des Schöpfers. Auch ist es eine Bitte um Heil und Heilung. Wie immer man heute die Kräuterweihe auch deutet, wie immer man mit gesegneten Pflanzen umgeht, eines darf man nicht vergessen: Gott gab den Menschen Weisheit und Verstand. Verstand genug, um sich auch die Kräfte der Natur zu Nutze zu machen. Es ist auch eine Mahnung an unsere Zeit, die Schöpfung zu achten und zu wahren.
Allerorts lebt die Tradition des Krautbundbindens wieder auf. Seit alters her werden zu Mariä-Himmelfahrt (15. August) die heilbringenden Kräuter geweiht. Auch die Heimatfreunde aus Bad Westernkotten veranstalten seit 1982 ein öffentliches Krautbundbinden auf dem Kirchplatz.
Unter sachkundiger Leitung werden einige Tage vorher die Kräuter gesammelt, die teils in den feuchten Gräben im Muckenbruch, im „Lipp‘ schen“ oder auch entlang der B1 zu finden sind. Früher hat man auch im heutigen Naturschutzgebiet entlang der Pöppelsche mit ihren trockenen Kalkböden gesucht.
Wieviele Kräuter zu einem Bund zusammengestellt werden, ist von Ort zu Ort verschieden. In das Westernkötter Krautbund gehören 32 Heilpflanzen und die hier wachsenden Getreidearten wie Hafer, Weizen, Roggen und Gerste.
Als erstes nehmen wir die große gelbe Königskerze und winden die übrigen Kräuter hinzu: Rainfarn (Giärle Knöppkes), Dreißig-Silberlinge, kleine Königskerze (Odermennig), Wilde-Möhre (Herz-Jesu-Blut), Schafgarbe, Dost, Baldrian, Blut-Weiderich, Goldraute (Giärle Stäete), Eisenkraut, Donnerkraut, Leinkraut (Nase un Münnekes giärl), Wiesenknopf (Blau-Knöppkes), Osterluzei, Pfefferminze, Thymian, Spitzwegerich, Sauerampfer, Natternkopf, Kamille, Jakobs-Kreuzkraut, Zinnkraut, Ohlandsköppe (großer und kleiner Alant), Tausendgüldenkraut, Johanneskraut, Labkraut (Leuwe Frugge-Beddestrauh), Salbei, Weidenröschen (Herrgotts-Fingerkes) und Teufels-Anbiss. Ringsherum werden der stark duftende Wermut (Würmeu) und Beifuß (die Beiden sind artverwandt) sowie Dahlien und Astern gesteckt.
In den letzten Jahren werden einige Kräuter, die vormals eher selten waren, inzwischen garnicht mehr gefunden. Dazu gehören Osterluzei, Tausendgüldenkraut und Teufelsanbiss. Den großen Alant und auch die Königskerze findet man zur Zeit noch an sehr wenigen Standorten.
Um den Sträußen einen guten, würzigen Duft zu verleihen werden gerne auch Thymian und Minzen hinzugegeben.
Die fertigen Krautbunde werden am Sonntag nach Mariä-Himmelfahrt im Hochamt geweiht und von den Gläubigen nach Hause getragen, wo der daraus zubereitete Tee, kranken Menschen und Tieren helfen soll. Früher war es auch üblich, dass bei schweren Gewittern die geweihten Kräuter in das Herdfeuer geworfen wurden, um Unheil vom Hause fernzuhalten.