Der Patriot, 15.9.2007
Ein Stapel Akten aus der Geschichte Bad Westernkottens wird restauriert. Heimatverein hofft auf neue Erkenntnisse etwa zu heimischen Familiennamen
BAD WESTERNKOTTEN Gespannt warten die Bad Westernkötter darauf, dass eine Quelle ihrer Ortsgeschichte wieder lesbar wird. Im Moment kann noch niemand wissen, welche Geheimnisse die alten Schriftstücke vielleicht enthüllen könnten. Vor 55 Jahren nämlich verklebte ein Wasserschaden wichtige Teile der Historie des heutigen Kurortes und damit auch einiger Familien, die man heute vielleicht als Bad Westernkötter Urgestein bezeichnen würde. Bislang lagerten die Akten, ein Stapel von etwa zehn Zentimetern, als Dipositum im Stadtarchiv Werl. In dieser Woche haben die Heimatfreunde Bad Westernkotten die Restaurierung der Akten beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Münster in Auftrag gegeben.Die Schriftstücke haben für die Heimatfreunde Bad Westernkotten fast den Status einer kleinen Wundertüte. Immerhin stammen die Akten aus dem Jahr 1687 und aus der Zeit zwischen 1741 und 1820. Der Leiter des Stadtarchivs Werl, Heinrich Josef Deisting, hatte Anfang des Jahres einen Vortrag in Bad Westernkotten gehalten – und von den Akten erzählt. Gleichzeitig erfuhren die Bad Westernkötter, dass die Quellen in ihrem jetzigen Zustand nicht zu gebrauchen sind.
Mit Hilfe von modernen Techniken lassen sich die Papiere aber wiederherstellen. „Das Papier wird entsäuert und mit Japanpapier stabilisiert, geklebt wird nur mit Weizenkleie, einem Verfahren, das man durch Auflösung im Wasser leicht rückgängig machen kann“, erklärt Dieter Tölle von den Heimatfreunden. Die gesamte Restaurierung kostet 2200 Euro – Geld, das die Heimatfreunde für die erhofften Informationen gern aufbringen. Zumal das Stadtarchiv Werl das Projekt mit 30 Prozent bezuschusst. Die Sparkasse Erwitte und die Volksbank Anröchte steuern jeweils 300 Euro dazu, bleiben für die Heimatfreunde noch 1000 Euro Eigenleistung. Geld, das sich lohnen wird, hofft Tölle. Denn im Moment ist das die einzige Möglichkeit, neue Erkenntnisse über den ehemaligen Rittergutsbesitzer von Papen und damit auch über die Orts- und vor allem die Salzgeschichte zu bekommen.
„In Werl liegt nur ein kleiner Teil, das Hauptarchiv ist in privater Hand, aber darauf haben wir keinen Zugriff“, erzählt Tölle. Der Nachfahre des Rittergutsbesitzers von Pape, der den Besitz 1792 von der Familie von Ense übernommen hatte, lebe in Antfeld bei Brilon. Sein Archiv sei der Öffentlichkeit und auch dem Stadtarchiv nicht zugänglich.
Ein Findbuch gibt schon jetzt Aufschlüsse, welche Themen die Akten abhandeln. Es geht um die Besitzverhältnisse des von Schade´schen bzw. von Pape´schen Anteils an der Saline von Bad Westernkotten und ums Pachtregister aus der Zeit um 1770. Möglicherweise ließe sich durch die Schriftstücke herausfinden, wer damals der Pächter war, hoffen die Heimatfreunde. Vor allem aus der Akte 8 „Überlastung mit Einquartierung zu Westernkotten“ aus den Jahren 1819 bis 1820 erhoffen sie sich Informationen zu Familiengeschichten.
Vielleicht bringen die Schriftstücke tatsächlich ein wenig Licht in die eine oder andere dunkle Ecke der Geschichte des heutigen Kurortes. Vielleicht werfen sie auch einige helle Schlaglichter. Das zumindest erhoffen sich die Heimatfreunde um Dieter Tölle. Die Chancen scheinen nicht schlecht zu stehen. Stadtarchivar Deisting schätzt den Quellenwert jedenfalls sehr hoch ein – und der ist immerhin Experten in Sachen Quellenforschung.