Wertvoller Müll

Denkmal-Zeitung, 14.9.2008

Baumaßnahmen für den Neubau einer Schießhalle in Bad Westernkotten im Kreis Soest führten zur archäologischen Untersuchung einer Fundstelle, die nicht nur durch historische Urkunden, sondern auch durch zahlreiche Bodenfunde überwiegend als hochmittelalterliches Siedlungsareal bekannt war. Die erste schriftliche Überlieferung einer Siedlung mit dem Namen Hocelhem stammt aus dem letzten Drittel des 13.Jahrhunderts. Die Archäologen konnten nachweisen, dass dieser Ort jedoch mindestens 600 Jahre älter und bis zum 14. Jahrhundert fast durchgehend besiedelt war. Die ältesten Spuren reichen sogar bis in die Zeit um Christi Geburt zurück. Auch wenn die untersuchte Fläche nur einen Teil des ursprünglichen Siedlungsareals ausmacht, hat sich der Blick in das „historische Schaukästchen” gelohnt. Aus den zahlreichen Spuren, die sich im Boden als Verfärbungen abgezeichnet haben, konnte das geschulte Auge der Archäologen einiges ablesen. So haben sie zum Beispiel Grundrisse von verschiedenen Gebäude typen ausfindig gemacht- Zusammen mit den reichhaltigen Funden aus Keramik, Glas, Knochen sowie unterschiedlichen Metallarten erlauben diese einen Einblick in den Alltag einer mittelalterlichen Siedlungsgemeinschaft. Wie lange die Menschen an diesem Platz gelebt haben, lässt sich besonders mithilfe der verlorenen oder weggeworfenen Gegenstände feststellen. Deshalb ist der Abfall der damaligen Zeit für die Ausgräber ein unentbehrliches Hilfsmittel. Obwohl die Untersuchungen am Grabungsort selbst inzwischen beendet sind, bieten die Ausgräber zusammen mit den Mitgliedern des „Heimatfreunde Bad Westernkotten e.V.” am Tag des offenen Denkmals an, in der Scheune der Schäferkämper Wassermühle in Bad Westernkotten einen Einblick in die Arbeit der Archäologen zu nehmen. Sie berichten anhand ihrer Grabungsdokumentation und der Originalfunde über die vorläufigen Ergebnisse ihrer Untersuchungen und stellen sich den Fragen der Besucher.
Anna Helena Schubert M.A.
Quelle: Denkmal-Zeitung, LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen, Ausgabe zum Tag des Denkmals am 14.9.2008