Der Patriot, 10.11.2007
Pfarrer Norbert Gersmann hinterlässt seiner Gemeinde in Bad Westernkotten ein Archiv von etwa 15 000 Dias, das nun gesichtet werden muss
BAD WESTERNKOTTEN Er wird der Gemeinde St. Johannes Evangelist in Bad Westernkotten unvergessen bleiben. Ob durch Taufen, Trauungen, Erstkommunionen oder Beerdigungen, ob mit den vielen unter seiner Regie durchgeführten Bauvorhaben oder ob als Religionslehrer an den Schulen: Pfarrer Norbert Gersmann prägte das Leben der Gemeinde. Und der Gottesmann hat den Bürgern einen ganz besonderen Schatz hinterlassen: Etwa 15 000 Dias. Die Bilder werden derzeit von den Heimatfreunden Bad Westernkotten gesichtet. Zwölf Umzugskartons, in jedem von ihnen 22 Magazine mit Platz für je 100 Dias sind im Archiv auf dem Dachboder der Schäferkämper Mühle eingelagert – da wartet eine Mammutaufgabe auf das Team rund um den Vorsitzenden Dieter Tölle. Gleichzeitig sind die Aufnahmen, die den Heimatfreunden von Gersmanns Schwägerin überlassen wurde, von unschätzbarem Wert. Schließlich dokumentieren sie das örtliche Leben und die Entwicklung über drei Jahrzehnte.
„Pastor Gersmann hat unheimlich viel fotografiert. Die Kamera musste immer mit. Man kannte ihn gar nicht anders“, sagt Tölle und erinnert sich an alte Zeiten. Gerade bei Ausflügen der kirchlichen Gruppen sei Gersmann oft mit dabei gewesen, habe die Veranstaltungen von KAB, kfd, Caritas oder Pfadfindern mit seinem Objektiv eingefangen.
Wanderer warteten auf den Motivjäger „Wenn er bei Wanderungen ein Motiv entdeckte, blieb er oft stehen. Wir haben ihn oft verloren und dann gewartet“, berichtet Hildegard Petter, ebenfalls bei den Heimatfreunden aktiv und dem Pfarrer durch die langjährige Zusammenarbeit im Kindergarten und Pfarrgemeinderat freundschaftlich verbunden. Die Jagd nach den Motiven hat dabei auch zu einigen kuriosen Aufnahmen des Pfarrers geführt, wie Dieter Tölle schon gesehen hat: „Auf manchen Bildern sind die Wandergruppen nur von hinten zu sehen.“
Fast 30 Jahre hat Norbert Gersmann in Bad Westernkotten gewirkt. Eingeführt worden war er am 24. November 1966, am 30. September 1995 ging er dann in den Ruhestand. „Das ganze Material zu sichten dauert natürlich seine Zeit“, kündigt Tölle an.
Ob Feste, Personen, Gebäuden wie der alten Kirche oder dem Bau des neuen Pfarrzentrums, des Kindergartens oder auch der neuen Kirche – auf den Dias gebe es mit Sicherheit eine Menge zu entdecken. Die Bilder sollen übrigens auch den einzelnen Gruppen zur Verfügung gestellt werden, vielleicht ließe sich ein Dia-Abend organisieren.
Dia-Abende sind das Stichwort. Denn Gersmann hat auch schon seinerzeit nicht fürs stille Kämmerlein fotografiert, sondern die Bilder selbst der Öffentlichkeit präsentiert. Dienstagabends fanden ab 19.30 Uhr Dia-Vorträge in der Kurhalle statt. Rund zwei Stunden lang gab es dann ein abendfüllendes Programm, auch für die Kurgäste. „Die waren begeistert“, weiß Hildegard Petter von den mit Anekdoten und Erlebnisberichten angereicherten Bilderreihen, die sich zum Beispiel mit dem Wirken des Apostels Paulus oder mit Exkursionen nach Griechenland, Rom oder Paris befassten. Da sei es nicht allein um Sehenswürdigkeiten gegangen, sondern eben auch darum, den Besuchern einen Einblick in die Reise zu geben.
Die Dias dokumentieren laut Tölle die vielfältige Arbeit Gersmanns in seiner Gemeinde, der er natürlich in erster Linie durch sein Wirken im Gedächtnis bleiben wird. Widergespiegelt wird ein Teil des kirchlichen Lebens, das so auch für die Nachwelt dauerhaft erhalten bleibt.