Bad Westernkotten n Der Blick von dem Steg auf das rotierende Wasserrad der Schäferkämper Mühle lohnt sich. „Wahnsinn“ möchte man rufen, wenn man sieht, mit welcher Rasanz das Wasserrad seine Runden dreht und aus dem langsam daher fließenden Bach einen wilden, schäumenden Fluss macht. Und das ist gut so. Denn so kann das Mahlwerk im Innern der Mühle kräftig rumpeln. Der Fußboden vibriert. Er zappelt geradezu. Dabei blicken nicht nur Kinder beim Rotieren der beiden Mahlgänge neugierig in die großen Behälter, die wie durch Zauberhand Korn in Mehl verwandeln bzw. das Getreide schroten. Auch mancher Erwachsener ist von der alten Technik fasziniert und mag seinen Blick kaum abwenden. Pfingstmontag ist schließlich Mühlentag. Bundesweit öffneten mehr als 1000 Mühlen ihre Pforten, 170 historische Mühlen waren es allein in Nordrhein Westfalen. Darunter befand sich auch die Schäferkämper Wassermühle, für deren Erhalt sich die Heimatfreunde Bad Westernkotten verantwortlich zeichnen. „It’s the same procedure as every year“, würde der Engländer wohl zu diesem Spektakel sagen. Scharenweise lockt das Fest die Menschen herbei – egal ob nun die Sonne scheint oder einem Regen und Sturm um die Ohren peitschen. Entsprechend lang ist die Karawane der am Holzweg geparkten Autos. Man muss bloß der Blechlawinenreihe folgen, um am Ende vor den Toren der historischen Wassermühle zu landen. Schon ist man mittendrin im Geschehen. Das Erfolgsrezept der Heimatfreunde ist dabei gleichermaßen einfach wie wirkungsvoll. Denn nicht nur Führungen durch Mühle und Müllerwohnung bieten sie an, sondern auch ein kleiner Handwerkermarkt gehört dazu. Von der Occhi-Stickerei über Schmiedearbeiten bis zu geflochtenen Weidekörben reicht das Spektrum der Gewerke. Halber Tag Arbeit für einen Weidenkorb Regelrechte Menschentrauben bilden sich beispielsweise um Stuhlflechterin Nina Neufeld. So geschickt und flink, wie sie aus gespaltenen Lianen Stühle und Tische mit Mustern wie den Pariser Sternen oder Sonnengeflechten versieht, versetzt sie die Gäste ins Staunen. „Kraft und Zeit braucht man dafür“, erklärt die Lippstädterin und ergänzt: „Ohne Spannkraft geht hier nichts“. Sonst könnte man nicht gut auf einem Stuhl sitzen. Zehn Stunden braucht sie, bis ein Stuhlgeflecht fertig ist. Zeit benötigt auch Korbflechter Stefan Brinkschröder. Für einen großen Weidenkorb geht schon mal ein halber Arbeitstag drauf. „Aber daran sollte man nicht denken“, sagt der Senior, der das Korbflechten als Hobby betreibt und sein Handwerk seit Kindesbeinen beherrscht. Zufrieden ist mit allem Josef Sellmann, der Vorsitzende der Heimatfreunde. In der Mühle läuft alles wie am Schnürchen. Keine großen Baustellen gibt es momentan. Mahlgang und Wasserräder laufen perfekt. Das war schon mal anders. Aber daran möchte am Mühlentag keiner der Heimatfreunde denken. n mes