Der Patriot, 10.10.2010
Der Literaturkreis der Heilbad-Heimatfreunde widmete den großen Balladen einen Leseabend
Bad Westernkotten – Der Dielenboden knarzt bei jedem Fußtritt. Aufgeschlagen liegen auf den Tischen alte, vergilbte Bücher mit angestoßenen Kanten. Ganz wie anno dazumal durften sich die Besucher bei der Balladenlesung des Literaturkreises der Heimatfreunde Bad Westernkotten fühlen. In der Schäferkämper Wassermühle fand jetzt die Veranstaltung unter dem Titel „Mit Balladen durch die Zeit – vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart” statt. Die Besucher strömten herbei. Dicht gedrängt saßen sie beisammen in der guten Stube.
Theodor Fontanes Ballade „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland” lauschten sie ebenso gebannt wie unter anderem Friedrich Schillers Text „Die Bürgschaft” und Johann Wolfgang von Goethes „Der Erlkönig”. Daneben standen modernere Balladen wie Sarah Kirschs „Die Legende über Lilja” und Kurt Martis „Der ungebetene Hochzeitsgast” auf dem Programm.
Spannung brachten die Rezensentinnen Maria Peters, Irmgard Boberschmidt, Marianne Krause, Dorothee Esser und Antonie Erdmann in ihren Vortrag. Sie lasen die Balladen wie Grusel- und Abenteuergeschichten. Den einzelnen Figuren gaben sie eigene Stimmen. Mit angehaltenem Atem machten sie beispielsweise die Ereignisse rund um Fontanes „Die Brücke am Tay” lebendig. Den Reim und den Rhythmus der Balladen arbeiteten die Mitglieder des Literaturkreises sauber heraus. Behutsam setzten sie Wort für Wort, lasen mal einen Abschnitt langsam bedächtig und im nächsten Moment mit angezogenem Tempo. Auf diese Weise erweckten sie die Geschichten zum Leben. Man spürte, wie den fünf Rezensenten ihr Vortrag Spaß machte.
Daneben stellte Maria Peters die Kurzbiographien der Autoren vor und führte in die Gattung der Ballade ein, von der Goethe schon einst sagte, dass diese „die Einbildungskraft erregen und den Geist beschäftigen soll”. Bewegt haben die Texte die Besucher allemal. „Diese Stücke haben wir früher in der Schule gelernt”, sagte schließlich eine Zuschauerin und freute sich darüber, sie nun „in diesem besonderen Rahmen” zu hören. – mes