Vom Korn bis zum Mehl

Der Patriot am 12.6.2014:

BAD WESTERNKOTTEN – Selbst die größte Hitze konnte den hartgesottenen Fans der Schäferkämper Wassermühle nichts anhaben. Die Gäste strömten am Pfingstmontag zum 21. Mühlentag gleich scharenweise herbei.

Deutschlandweit öffneten über 1 000 Mühlen ihre Pforten, rund 150 waren es allein in NRW. Dabei ermöglichten die Heimatfreunde Bad Westernkotten, die seit zwei Jahrzehnten für die Schäferkämper Wassermühle verantwortlich sind, den Besuchern einen Blick hinter die Kulissen des alten Müller-Handwerks. Mit Führungen brachten sie den Schaulustigen die Arbeit des Müllers nahe, aber auch die Müllerwohnung stand allen Interessierten zur Besichtigung offen.

Dass es ein langer Weg ist, ehe das Korn zum Mehl wird, das konnten die Gäste beim Mühlentag live miterleben. Denn die Heimatfreunde hatten die Wasserräder in Betrieb genommen, und so betraten die Gäste beim Reinkommen als Erstes den wankenden Boden. Das Mahlwerk rotiert, die Riemenscheiben bewegen sich mit aller Kraft. Laut rumpelt es, wenn die feinen Weizenkörner ins erste Stockwerk transportiert werden, wo sie dann per ausgefeilter Technik in feines, weißes Mehl verwandelt werden. „Die Siebtechnik war die letzte große Neuerung dieser Mühle“, erläuterte Stefan Wiesner und sei der steigenden Nachfrage der Menschen nach weißem Mehl im 19. Jahrhundert geschuldet.

Die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung hat die Umsetzung der europäischen Wasserschutzrichtlinie zum großen Thema des 21. Mühlentags erhoben. Diese Richtlinie verfolgt das Ziel, die Durchgängigkeit der Fließgewässer sicherzustellen, was für manche Wassermühle eine Gefahr darstellt, wie Josef Sellmann, der Vorsitzende der Heimatfreunde, erklärte. „Wir sind da allerdings erst mal ganz ruhig und warten ab, was passiert“, sagte er. Er hoffe, dass sich die Europäische Union und die Denkmalämter auf eine „vernünftige Lösung einigen, damit sich die Wasserräder weiterhin drehen können“, fügte er seinen Ausführungen hinzu.

Von diesen Behördenstreitigkeiten unberührt blieben die Besucher. Sie informierten sich lieber ausgiebig über das alte Handwerk oder spannten – wie die Familie Mönnig – in der historischen Müllerstube aus. Auch der klassische Handwerkermarkt lockte viele Neugierige an. Stefan Brinkschröder flocht unter anderem vor den Augen vieler Zuschauer Weidenkörbe und Schmied Christoph Borgschulte beschlug bei sengender Hitze die Hufe eines Pferdes.

Auch alte Handarbeitskunst wie beispielsweise das Klöppeln oder die Occi-Stickerei führten einige Aussteller vor. Daran beteiligten sich auch die Damen des Handarbeitskreises, der in diesem Jahr fünf Jahre alt wird. „Wir stricken, häkeln und haben immer viel zu erzählen“, erklärte die Handarbeitskreisleiterin Johanna Bracht. Die Arbeiten seien alle für einen guten Zweck gedacht. – mes