Der Patriot am 15.6.2011
Bad Westernkotten – Einmal im Jahr verwandelt sich die Schäferkämper Wassermühle in ein Mekka für Ausflügler. Dann strömen Menschen aus allen Himmelsrichtungen auf ihren Rädern, per Pedes oder mit dem Auto herbei. Kinder und Erwachsene vergnügen sich dann in der Mühle oder auf dem Handwerkermarkt vor dem Mühlengebäude.
Und so verwandelte sich die schmale Straße vor der Mühle in einen schmalen Weg, durch den sich die Autos und Fahrräder drängten. Bundesweit öffneten zum 18. Deutschen Mühlentag rund 1 500 Mühlen ihre Pforten. 200 allein in NRW. Regelmäßig mit dabei ist seit Mitte der 1990er Jahre die von den Heimatfreunden Bad Westernkotten betriebene Wassermühle. Zu den Höhepunkten der Veranstaltung in der Schäferkämper Wassermühle zählen neben dem Handwerkermarkt die Führungen durch Mühle und Müllerwohnung.
Hans-Joachim Rocholl und Ferdi Mönning von den Heimatfreunden sind in ihren blau-gestreiften Müllerhemden voll in ihrem Element. „Wir machen das mit Leib und Seele“, sind sie sich einig und greifen wie echte Müller auch kräftig mit an, wenn es darum geht, Mühlenrad und Mahlwerk in Bewegung zu bringen. Mit einem Schieber öffnet Mönning das Schütz, so dass das Wasser auf das Wasserrad strömen und in Bewegung bringen kann. „Vier Meter ist das Wasser hier tief“, erläutert Rocholl und fährt fort: „Eine Stunde können wir damit mahlen. Danach muss sich das Wasser wieder rund zehn Stunden aufstauen, ehe die Mühle erneut ihren Betrieb aufnehmen kann“.
Im Gebäude hört man derweil, wie sich die Riemenscheiben bewegen. Die Welle rotiert. Es rumpelt und der Boden zittert. Durch ein feinmaschiges Netz dringen schließlich die Mehlpartikel und werden über eine sogenannte Schnecke zum Abfüllpunkt im Erdgeschoss geführt, während die gröberen Teile, die Griese und Kleie abgezogen werden.
Fasziniert schauen die Besucher wie Lennart (5) diesem Treiben zu. Mit seinen Großeltern ist der Knirps da und begeistert sich für die Staubwolke, die das Mehl, wenn es langsam in die Kiste fließt, hinterlässt.
Umringt von Schaulustigen sind auch die Handwerker, die auf dem Gelände der Schäferkämper Wassermühle ihre traditionellen Gewerke vorführen. So können die Gäste unter anderem den Spinnerinnen Friedel Elbert und Marianne Orth über die Schulter schauen. Zudem zeigt Stefan Brinkschröder wie das Korbflechten funktioniert, während Dorothea Balke und Hedwig Drügemöller geduldig den Schaulustigen die Kunst der Occhi-Stickerei erklären. Erstmals mit am Start sind beim Mühlentag die beiden Jung-Imker Lars und Sven Gründer. Ihrem Großvater verdanken die Brüder ihr Hobby. Natürlich schätzen sie, wie die meisten anderen Handwerker und Aussteller auch, die besondere Atmosphäre rund um die Mühle.