Der Patriot am 27.05.2015: Leben anno dazumal

BAD WESTERNKOTTEN – Selbst ein hartnäckiger Nieselregen hält die Fans nicht davon ab, zum Mühlenfest zur Schäferkämper Wassermühle zu kommen. Allerdings rückten die meisten Besucher nicht wie gewohnt mit dem Fahrrad an, sondern zogen die Anfahrt mit dem Auto vor.

Die Karawane der parkenden Autos an den Straßenrändern wiesen den Besuchern dann auch gleich den Weg zu dem von den Heimatfreunden Bad Westernkotten veranstalteten Fest, das im Rahmen des 22. Deutschen Mühlentags stattfand. Deutschlandweit öffneten am Pfingstmontag über 1000 Mühlen ihre Pforten, rund 140 waren es allein in NRW. Dabei ermöglichten die Heimatfreunde, die für den Erhalt der Schäferkämper Wassermühle mit verantwortlich sind, den Besuchern einen Blick hinter die Kulissen des alten Müller-Handwerks.

Dafür hatten die Mühlenführer die Wasserräder in Betrieb genommen. „Wir haben im Vorfeld zum Mühlenfest draußen bereits zwei Wasserschlitze erneuert. Zwei weitere müssen noch gemacht werden“, erläutert Josef Sellmann von den Heimatfreunden Bad Westernkotten. Er verspricht sich davon, dass sich damit künftig das Wasser besser regulieren lässt. Dass beim Mühlenfest dennoch alles nur mit halber Kraft lief, lag am Ende daran, dass der Feinmahlgang wegen eines Defekts von den Heimatfreunden auseinander genommen werden musste. So bekamen die Besucher auch einen Einblick in die Bauweise eines Mahlwerks.

Und zumindest funktionierte der Schrotmahlgang, den Mühlenführer Dr. Stefan Wiesner den Besuchern vorführte. So rumpelte es dennoch ein wenig in der Mühle.

Gefragt war bei den Besuchern darüber hinaus die Müllerwohnung, die Elisabeth Lammert vorstellte. So stürmten die Kinder Sarah, Jully und Jammy Gruschka eilig die Treppen zum Schlafzimmer hinauf, gefolgt von ihren Eltern. „Wir kommen hier jedes Jahr vorbei. Uns ist ganz wichtig, dass wir keine Etage und kein Zimmer vergessen“, verriet Kathleen Gruschka. Ein bisschen fühle sie sich beim Anblick des Müllerschlafzimmers an das Haus ihrer Urgroßeltern erinnert. Gut kann sie sich auch daran erinnern, dass ihre Urgroßeltern noch eine kreisrunde metallene Wärmflasche hatten, wie sie jetzt in der Schlafstube der Müllerwohnung auf der Fensterbank liegt. Für ihre Kinder sieht das eher wie ein Ufo aus. So staunen sie über die Welt von anno dazumal, wo zudem die Unterwäsche aus herber Wolle gestrickt war und es Nachttöpfe und allerlei andere Utensilien gab.

Im Erdgeschoss der Müllerwohnung zeigte indes Veronika Wördehoff, wie man klöppelt. „Vor 30 Jahren bin ich zu diesem Hobby gekommen, als ich bei Bekannten einen geklöppelten Pferdekopf sah. So einen wollte ich auch haben und habe deshalb diese Handarbeit gelernt. Seitdem ist das für mich zur Sucht geworden“, verriet sie.

Auch der klassische Handwerkermarkt lockte viele Neugierige an. Stefan Brinkschröder flocht unter anderem vor den Augen der Schaulustigen Weidenkörbe und Schmied Christoph Borgschulte beschlug die Hufe eines Pferdes. So gab es für die Gäste beim Mühlentag im Kurort vieles zu entdecken. – mes

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