Geschichte der Mühle

17.-18. Jh
– Nach den wirtschaftlichen und sozialen Verheerungen des 30-jährigen Krieges konnten sich die Menschen allmählich wieder an normale Lebensformen gewöhnen und sich mit den Dingen beschäftigen, die für ein Leben im Frieden normalerweise wichtig sind. Dazu gehört, genauso wie heute auch, dass man sich das Leben ein wenig bequemer einrichtet und vielleicht auch etwas Vermögen aufbaut.

1746
– So war es auch bei den Einwohnern Westernkottens, als man 1746 beim Erzbischof von Köln vorstellig wurde, und den Wunsch äußerte, eine Mühle bauen zu dürfen. Dieser Erzbischof Clemens August, ein sehr mächtiger Mann, war nicht nur Erzbischof von Köln, sondern auch von Münster, Paderborn, Osnabrück und Hildesheim, und natürlich neben seiner Bischofstätigkeit auch jeweiliger Landesherr.
Zu den Privilegien der damaligen Landesherren gehörte auch das Stau- und Mühlenrecht. Auf dieses wichtige Hoheitsrecht wollte man auch nur ungern verzichten, denn es bildete das Rückgrat der Reichsfinanzen. Zudem ist die Verleihung der jeweiligen Rechte ein wichtiges Mittel der Reichspolitik gewesen.
Clemens August schrieb die Errichtung und den Betrieb der Mühle nun öffentlich aus. Den Zuschlag bekam der Graf von Kaunitz-Rietberg gegen eine jährliche Konzessionsabgabe von 140 Reichstalern.

1747
– Der Graf suchte nach einem geeigneten Standort in Westernkotten und führte bereits Vorverhandlungen wegen des Grunderwerbs. Der Preis für das Grundstück betrug 350 Reichstaler in bar. Bevor er mit dem Bau beginnen konnte, musste er eine gewisse Zahl an ‚Ackerbürgern‘ zusammen bekommen, die sich verpflichteten, ihr Korn in seiner Mühle mahlen zu lassen. Für diese Ackerbürger herrschte der sogenannte Mühlenzwang. Das heißt, sie durften auch d ann nicht zu einer anderen Mühle gehen, wenn diese näher oder billiger war oder besser mahlen konnte. Hohe Strafen standen auf einer Verletzung des Mühlenzwanges.

1748
– Es fanden sich 78 Ackerbürger, die im Jahr 1748 einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten, der in Kopie und in seiner Übersetzung auch in der Heimatstube der Mühle zu sehen ist. Die meisten konnten damals weder lesen noch schreiben, und unterzeichneten demzufolge einfach durch ein oder mehrere Kreuze.
In diesem Jahre 1748 wurde der Bau der Mühle begonnen, und so weit wir wissen auch fertiggestellt. Die Mühle wurde zunächst – für 20 Jahre – in Eigenregie bewirtschaftet und dann verpachtet.

1768
– Der erste Pächter, Franz-Josef Schnitger, übernimmt die Tätigkeit. Die Mühle im benachbarten Hof zur Osten wurde zum gleichen Zeitpunkt verpachtet. Der Herr Schnitger nahm sofort einige umfangreiche bauliche Veränderungen vor. Er setzte das ganze Gebäude um ein bestimmtes Maß höher, da wohl öfter Wasser in die Mühle hereinlief. Auf dem Türsturz wurde die Jahreszahl 1768 verewigt, was man ursprünglich als Jahr der Errichtung annahm.

1787
starb Franz-Josef. Seine Frau bewirtschaftete die Mühle weiter bis 1791. Ihr wurde die Pacht wohl zu teuer oder die Arbeit zu schwierig, so dass die Pacht öffentlich ausgeschrieben wurde. Etwa 10 Jahre lang wurde die Mühle dann durch andere Pächter bewirtschaftet.

1801
übernahm der Sohn Johannes Schnitger die Pacht.

1817
– Graf von Kaunitz-Rietberg verkauft alle seine in Westfalen liegenden Güter, auch die Mühle und der Hof zur Osten. Vorher wurde der Zeitpachtvertrag noch in eine Erbpacht umgewandelt. Käufer war der Graf von Fürstenberg.
Es muss noch erwähnt werden, dass seit dem Beginn der 19. Jh die Gewerbefreiheit um sich griff. Hierzu gehörte auch der Mühlenbann -und der Mühlenzwang- die nach und nach abgeschafft wurden. Eine Folge der von-Stein’schen Reformen in Preußen.

1827
– Das jährlich zu zahlende Flussgeld wurde abgeschafft, dafür verzichtete der Pächter auf gewissen Vergünstigungen, nämlich den Mühlenbann.

1831
– Tod des Johannes Schnitger und Übernahme der Mühle durch den erstgeborenen Sohn Friedrich. Der jüngere Bruder Karl bekam per Vertrag für eine gewisse Zeit -bis 1839- die Erbpacht zugesichert. Dann wurde der Vertrag wieder in eine normale Zeitpacht umgewandelt.

1868
– Tod von Karl Schnitger. Er hinterließ 2 Töchter, wovon die ältere …

1869
… den Müller Wilhelm Tiemann heiratete. Die Pacht wurde …

1870
… samt Inventar auf ihn übertragen.

1871
– Friedrich Schnitger verstarb, der Besitz der Mühle ging daraufhin an seine Tochter, die mit dem Besitzer des Hofes zur Osten -Ludwig Marx- verheiratet war, über.

1884
– Ludwig Marx vom Hof zur Osten wurde Besitzer beider Mühlen.

1899
– Wilhelm Tiemann erwarb die Schäferkämper Wassermühle samt zugehörigen Parzellen und Inventar für 13000 Reichsmark.

1904
– Wilhelm Tiemann verstarb. Die Mühle wurde von Sohn Ludwig übernommen. Er stattete im Laufe der Zeit die Mühle mit einer Lokomobile aus, somit konnte er auch unabhängig vom Wasser mahlen.
Die Zeiten wurden rauher, die Elektrifizierung hielt langsam Einzug. Ein Foto von etwa 1910 zeigte die Mühle mit einem Strommasten. Westernkotten wurde allerdings erst nach dem 1. Weltkrieg elektrifiziert.

1914
– Ludwig starb. Man sagt er habe mit einem Strick nachgeholfen. Seine Frau führt die Mühle weiter. Durch die Elektrifizierung wurde die Situation schwieriger. Jetzt war es auch den Höfen selbst möglich, kleine Schlagmühlen zu errichten, um ihr Getreide selber zu mahlen. Es gab immer weniger zu tun in der Mühle, durchschnittlich waren es wohl etwa 300-400 Kilo Mehl pro Tag. Es kamen lediglich etwa 5-12 Mahlgäste.
Zudem war der Frau die Arbeit zu schwer, so dass sie zeitweise einen Mühlenknecht einstellte.

1933
– Die Mühle stellt ihren Betrieb ein. Im Deutschen Reich wurden zwar Mühlen ausgebaut und gefördert, sie mussten allerdings über einen gewissen Mindestzufluss an Wasser verfügen, der bei der Schäferkämper Mühle nicht gegeben war.

1958
– Tod der Mutter.

1972
– Tod der Schwester.

1989
– Tod der letzten Müllerstochter und Bewohnerin Lina Tiemann. Damals war Bad Westernkotten ein aufstrebendes Heilbad. Somit war die idyllisch liegende Mühle schon länger im Visier von Baufirmen und Spekulanten. Das war der Tochter zeitlebens ein Greuel, sie wollte ihren Besitz so erhalten wissen, wie sie ihn selbst kannte. Also vermachte sie ihren gesamten Besitz der Mutter-Teresa-Stiftung.

1989-1991
war die Stiftung Besitzerin der Mühle. Der Orden der Mutter Teresa hatte allerdings auch kein längeres Interesse an diesem Grundbesitz und wollte ihn wieder verkaufen. Andererseits hatten die Heimatfreunde von Bad Westernkotten großes Interesse am Erwerb bzw. der Nutzung der Mühle. Der Kontakt zu Mutter Teresa wurde damals durch eine Studienrätin aus Lippstadt, Frau Gösselke, hergestellt, die in ständigem Briefkontakt mit Mutter Teresa stand.

1991
wurde die Mühle an die Nordrhein-Westfalen-Stiftung verkauft und dem Heimatverein unter strengen Auflagen zur Nutzung überlassen. Der Preis betrug 110.000 DM für das gesamte Gelände, und eine weitere Million zur Sanierung, die allerdings weitgehend in Eigenarbeit erfolgte. Finanziert wurden die Arbeiten durch Spendengelder und die Abgaben aus den Rubbellosen.

1994
– Feierliche Neueröffnung der Mühle.