Mühlentag mal anders

Der Patriot am 17.7.2014:
BAD WESTERNKOTTEN – „Sozusagen grundlos vergnügt“ zeigt sich die Dichterin Mascha Kaléko in ihrem gleichnamigen Gedicht. Darin heißt es: „Ich freu mich, dass am Himmel Wolken stehen und ob es regnet, hagelt oder schneit“. Nun gut, vor Hagel oder Schnee fürchteten sich die Heimatfreunde Bad Westernkotten nicht an ihrem „etwas anderen Mühlentag“ in und um die Schäferkämper Wassermühle. Jedoch drohte so manche dunkle Gewitterwolke am Himmel.

So fand denn die literarische Lesung mit Werken von Mascha Kaléko, Stefan Andres oder Josef Weinheber nicht wie geplant auf der grünen Wiese im Schatten der Apfel- und Pflaumenbäume statt, sondern in Inneren der historischen Wassermühle Nun ist bekanntlich ja Platz in der kleinsten Hütte – doch trotz des Stühlerückens, mussten doch noch einige Bänke im Freien aufgestellt werden. Denn erfreulich viele Literaturinteressierte begaben sich mit auf den literarischen Streifzug durch Mühlenlandschaft und Dorfleben.

Einige waren gar aus dem „fernen Sauerland“ angereist – die Gäste der Christine Koch Gesellschaft, mit der die Heimatfreunde Bad Westernkotten eine freundschaftliche Verbindung pflegen. Bei ihrer Fahrt über die Haar dürften sie die „zeitweilige Fernsicht“ genossen haben. Von der Fernsicht, dem weiten Blick über die Felder, von „dem Land, wo die Seele sich ausdehnt“, schwärmte auch schon der der Soester Autor Wilhelm Gössman. Mit der Heimat beschäftigten sich viele der vorgetragenen Texte. Egal wo diese Heimat auch immer liegt.

Sei es nun in einem Sauerländer Dorf oder vielleicht am berühmten Kreidefelsen. Irgendwo gibt es immer ein Stückchen Idylle, auch im hier und jetzt. Auch kleine Schätze finden sich in manchem versteckten Winkel des Bücherregales – oder gar schon verstaut in einer Kiste im Keller. Wie beispielsweise „die sieben Ähren“, ein altes längst vergilbtes Schullesebuch, aus dem ebenfalls vorgelesen wird an diesem etwas anderen Mühlentag.

„Ich freue mich, dass ich mich so freu“

Bis zum Schluss des literarischen Streifzuges zeigt sich der Wettergott von seiner gnädigen Seite. Kein Schnee, kein Hagel, noch nicht einmal Regen. Wenn dies kein Grund um wie Mascha Kaléko sozusagen grundlos vergnügt zu sein.

Oder um es mit anderen Worten der besagten Dichterin auszudrücken: „Ich freue mich, dass ich mich freu“. So freut man sich auf eine Neuauflage des „anderen“ Mühlentages. – co