Ein Krug ganz tief im Brunnen

Der Patriot, 18.9.2008

Zum Tag des offenen Denkmals gewährten Archäologen der gerade abgeschlossenen Ausgrabung an der Wüstung Hocelhem Einblicke in ihr Wirken.

Auf großes Interesse stießen die Funde aus der Wüstung Hocelhem, die die Heimatfreunde Bad Westernkotten beim Tag des offenen Denkmals auf dem Gelände der Schäferkämper Wassermühle präsentierten. Anna Helena Schubert (r.) informierte dabei über den Verlauf der drei Jahre dauernden Grabungsarbeiten. Foto: Meschede

Auf großes Interesse stießen die Funde aus der Wüstung Hocelhem, die die Heimatfreunde Bad Westernkotten beim Tag des offenen Denkmals auf dem Gelände der Schäferkämper Wassermühle präsentierten. Anna Helena Schubert (r.) informierte dabei über den Verlauf der drei Jahre dauernden Grabungsarbeiten. Foto: Meschede

BAD WESTERNKOTTEN Die Ausgrabungen an der Wüstung Hocelhem sind gerade erst abgeschlossen. Noch sind alle Funde nicht von den Experten genau untersucht. Doch im Rahmen des Tags des offenen Denkmals, der von den Heimatfreunden Bad Westernkotten organisiert wurde, hatten die Besucher auf dem Gelände der Schäferkämper Wassermühle die Möglichkeit, sich die bei den Grabungen entdeckten Gegenstände anzusehen.

Einblick in ihre Arbeit gab auch die Archäologin Anna Helena Schubert, die in den vergangenen drei Jahren die Ausgrabungsarbeiten vor Ort leitete und begleitete. Bad Westernkotten sei für jeden Archäologen eine Perle, sagte Schubert. „Durch das Salz war der Ort für die Menschen aller Zeiten wichtig.“ So können Archäologen im Heilbad auch stets damit rechnen, dass sich dort Schätze verbergen, die bis in die Steinzeit hinein reichen. Die letzten Ausgrabungen, die Schubert und ihr Team in Bad Westernkotten machten, betreffen die Wüstung Hocelhem. „Unsere Untersuchungen haben sich nur auf den Teil der Wüstung Hocelhem konzentriert, der jetzt baulich beansprucht wird“, erklärte Schubert. Zentimeter für Zentimeter habe man in den vergangenen Jahren mit Putzwerkzeug den Boden abgetragen.Entdeckt haben Schubert und ihr Team auf diese Weise die Reste von Baulichkeiten. „Wir haben einen Brunnen gefunden, der zu unserer Überraschung quadratisch war“, erläuterte Schubert. Zudem seien die Umrisse eines Grubenhauses entdeckt worden. Ebenfalls haben die Archäologen bei den Grabungsarbeiten allerlei Knochen, darunter auch eine Flöte und einen fein gezackten Kamm aufgespürt. „Knochen waren damals sehr wertvolle Rohstoffe“, ließ Schubert wissen. „Daraus hat man zum Beispiel Kämme hergestellt.“

Ebenfalls entdeckten Schubert und ihr Team auf dem Gelände der Wüstung Hocelhem unter anderem Keramik aus der fränkischen Zeit, keltische Glasarmringe („die waren damals ein beliebter Modeschmuck“) sowie Münzen und Fibeln (Broschen / Kleiderspangen). „Am kuriosesten waren aber die Funde im Brunnen“, sagte Schubert. Ganz unten auf dem Grund habe das Ausgrabungsteam einen zerbrochenen Krug entdeckt. Darüber lag der Kadaver eines Hundes. „Mit dem Hundekadaver wollten die früheren Besitzer vermutlich nach dem Verlassen ihres Hauses den Brunnen vergiften“, mutmaßt Schubert.Einige Rätsel geben aber die Funde weiterhin auf, die erst durch genaue wissenschaftliche Untersuchungen beantwortet werden können. „Es wäre toll, wenn sich dabei herausstellt, dass das eine oder andere Objekt mit Salz zu tun hat“, meinte sie. „Das ist der Traum eines jeden Archäologen.“