Bericht Mühlentag

Bad Westernkotten – Wer am Mühlentag zur Schäferkämper Wassermühle wollte, brauchte kein Navigationsgerät. Es reichte, wenn man die grobe Richtung kannte. Man musste nur den vielen Radfahrern und der langen Schlange parkender Autos im Holzweg folgen, um vor den Toren der historischen Wassermühle zu landen. Schon war man mittendrin im Geschehen. Müllerwohnung, Mühle und Handwerkermarkt zogen die Menschen gleich scharenweise an.

Das Interesse der meisten Besucher beim 19. Deutschen Mühlentag galt vor allem dem neuen Wasserrad, das die Heimatfreunde Bad Westernkotten erstmals der Öffentlichkeit präsentierten. „Da das Wasser sehr aggressiv ist, mussten wir nach 20 Jahren ein Wasserrad erneuern und haben gleichzeitig das andere und auch die Rinne aufarbeiten lassen“, erklärte Dieter Tölle, der Vorsitzende der Heimatfreunde, die Neuerung.

Nun drehen sich beide Wasserräder mit einem Durchmesser von 3,20 Metern und einer Breite von 80 Zentimetern wieder mühelos. Bundesweit öffneten zum 19. Deutschen Mühlentag rund 1000 Mühlen, 150 davon in NRW. Seit Mitte der 1990er Jahre ist regelmäßig auch die Wassermühle Bad Westernkotten mit dabei.

Neben der Mühle war es der Handwerkermarkt, der die Veranstaltung attraktiv machte. Erstmals beteiligte sich daran Franz-Josef Hoppe. Er führte eine historische Kolbenpumpe vor. Die aus den 1920er Jahren stammende Pumpe hat er selbst restauriert: „Das ist mein großes Hobby“. Ersatzzündkerzen und Holzpinne hatte er für den Notfall dabei, falls der Motor „absaufen“ sollte. Hoppe begeistert sich für die Mechanik seiner Kolbenpumpe, die 4 000 bis 6 000 Liter Wasser in der Stunde befördern kann.

Beschaulicher ging es im Mühlengebäude zu. Hedwig Drügemöller erläuterte dort Occhi-Stickerei und die Kunst des Klöppelns. „Das ist aufwändig, aber ich bin schnell“, sagte sie und hob ein gut sechs Zentimeter langes Stück Spitze hoch, das sie in den letzten drei Stunden geschaffen hatte. Harte Arbeit wartete auf den Schmied Christoph Borgschulte. Er sollte bei Hitze ein Pferd mit Hufen beschlagen. Daneben führten Spinnerinnen und Korbflechter ihre Gewerke vor. Besucher und Hobby-Handwerker schätzten dabei vor allem das besondere Flair rund um die Wassermühle. – mes